Meine Methode: Hypnosystemische Psychotherapie
Mit diesem Text möchte ich Sie einladen, die Methode, mit der ich arbeite, ein wenig kennenzulernen. Sollten Fragen dazu auftauchen, können Sie sich gerne an mich wenden.
Diese Methode wurde von Dr. Gunther Schmidt, Leiter des Milton Erickson Instituts in Heidelberg, und Dipl. Päd.in Mechthild Reinhard, Begründerin des sysTelios Gesundheitszentrums in Siedelsbrunn, entwickelt und etabliert.
Sie zeichnet sich unter anderem durch die sinnvolle Integration systemischer und hypnotherapeutischer Ideen zu einem heute auch durch die Ergebnisse der modernen Gehirnforschung unterstützen hypnosystemischen Konzepts aus, welches nicht nur in therapeutischen Kontexten, sondern auch in Bereichen der Organisations- und Teamentwicklung, Supervision und Coaching zur Anwendung kommt.
Klinische Hypnose nach Milton Erickson – hypnosystemische Konzepte
Als Begründer der modernen Hypnotherapie gilt bis heute der amerikanische Arzt und Psychologe Milton H. Erickson in den frühen 50iger Jahren des letzten Jahrhunderts.
Die klinische Hypnose nach Milton H. Erickson unterscheidet sich auf mehreren Ebenen von einer damals traditionellen Form der Hypnose. Eine der wichtigsten Unterscheidungen betrifft das Konzept des Unbewussten. Erickson definiert das sogenannte Unbewusste anders, als zu seiner Zeit üblich, als Ort der Kompetenzen und Ressourcen. Alle Fähigkeiten und alles, was je an Erfahrungen gemacht wurde, wird darin „gespeichert“ und steht als Wissen zur Verfügung. Die Konzentration auf dieses innere Wissen und diese intuitive Klugheit, die jedem Menschen innewohnt, kann als Grundlage seiner Arbeitsweise beschrieben werden und wird für das Finden von Lösungen genutzt. Dies wird heute nicht nur in der Klinischen Hypnose, sondern auch in anderen kompetenz-, lösungs- und ressourcenorientierten Ansätzen intensiv eingesetzt.
Energy flows where attention goes
Milton H. Ericksons eigene Geschichte – er erkrankte im jugendlichen Alter an Polio und war über lange Zeit völlig gelähmt auch ohne die Möglichkeit zu Sprechen – war ihm diesbezüglich ein konsequenter Lehrmeister. Er begann damals seine gesamte Aufmerksamkeit auf seine Erinnerungen an körperliche Bewegungen zu fokussieren und versuchte dadurch auf einer imaginativen, ganzheitlichen Ebene das Erleben von Bewegung (wieder-)herzustellen. Heute verstehen Hypnotherapeut:innen diese Methode als Trancearbeit. Seine Aussage dazu fasst seine Haltung gut zusammen:
„Die Ressourcen, die Du brauchst, findest Du in Deiner eigenen Geschichte.“
Unser Trancealltag
Erickson geht davon aus, dass eine sogenannte „Trance“ kein extra spezifischer Zustand des Menschen ist, der nur im Rahmen einer therapeutischen Begegnung stattfinden kann – vielmehr davon, dass Trance ein alltägliches Phänomen ist, das auch ohne explizite Induktion auftritt. Daraus wird klar, warum Milton Erickson, obwohl der Begründer und Entwickler der modernen Hypnotherapie, nur in etwa einem Fünftel seiner therapeutischen Arbeit eine klassische Tranceinduktion anwendete.
„Wenn wir schon einen Körper dabeihaben, dann nützen wir ihn doch …“ © Gunther Schmidt
Da Milton Erickson in der schlimmsten Zeit seiner Erkrankung keinen Zugang zur verbalen Sprache hatte, verfeinerte und intensivierte er seine Fähigkeiten zur nonverbaler Kommunikation und der Beobachtung feinster Signale des Körpers – in der Hypnotherapie heute bekannt als „ideomotorische Signale“, die zur Kommunikation mit dem Unbewussten und dem darin gespeicherten Wissen herangezogen werden kann.
Utilisation der bisherigen Muster
Mit seiner Gabe Menschen genau zu beobachten, entdeckte Erickson, dass menschliches Verhalten zumeist in Mustern abläuft und, dass die Unterbrechung derzeitiger Muster eine Veränderung einleiten kann – unabhängig davon, wie klein dieser Unterschied im Muster auch sein mag.
Erickson war der Zeit damals weit voraus. Die Ergebnisse der modernen Hirnforschung bestätigen heute seine Herangehensweise in den grundlegenden Punkten als sinnvoll und seine zum Teil wiedererlangte Mobilität ließ ihn diesen Weg auch seinen Patient:innen anbieten. Er entwickelte daraus seinen einzigartigen, alle Angebote, Informationen und Hinweise, die von den Klient:innen und Patient:innen in die Therapie eingebracht werden, nutzenden Ansatz.
Heute kennen wir diese Herangehensweise auch unter dem Begriff der Utilisation.
Einladen zu neugierigen Blicken auf Lösungen
Dabei hat die therapeutische Beziehung einen sehr hohen Stellenwert. Erickson begegnet Menschen mit einer neugierigen Haltung gegenüber ihren individuellen Werthaltungen, Sichtweisen und Glaubensätzen und versucht dadurch ihr Verhalten, ihr Denken und ihr Erleben zu verstehen – für diese Vorgehensweise wurde von Richard Bandler und John Grinder, den Begründern des NLP, der Begriff Pacing etabliert – um dann in einem weiteren Schritt diese zu erweitern und zu neuen Denk- und Erlebnisweisen einzuladen.
Heute auch bekannt unter dem Begriff Reframing.
Auf Augenhöhe
Auch hier war Erickson seiner Zeit weit voraus – er sah die Beziehung zwischen Patient:in und Therapeut:in als Begegnung zweier gleich wertvollen und gleich gestellten Individuen und damit die therapeutische Beziehung als einen Kontext für Entwicklung und Entfaltung und weniger als ein hierarchisch anmutendes Lernfeld, wo es eine:n wissende:n Lehrer:in und eine:n unwissende:n Patient:in gibt. Er nimmt damit viele Jahre Forschung vorweg und hält sich konsequent an seine Prämisse, dass er günstige Veränderungen nicht direkt „suggerieren“ kann, sondern, dass die Integration neuer Ideen immer einen autonomen Prozess der Patient:innen darstellt.
Heute wird dies in der Autopoiese-Forschung hinlänglich beschrieben.
Erickson der Individualist
Erickson hat sich immer dagegen verwehrt, die von ihm entwickelten Methoden und Ideen in eine eigene Therapieschule zu integrieren, da er der Ansicht war, dass dies der Einzigartigkeit des einzelnen Menschen niemals gerecht werden könne. Sein Zitat aus dem Jahr 1979 unterstreicht diese Haltung:
„Jeder Mensch ist ein Individuum. Die Psychotherapie sollte deshalb so definiert werden, dass sie der Einzigartigkeit der Bedürfnisse eines Individuums gerecht wird, statt den Menschen so zurechtzustutzen, dass er in das Prokrustesbett einer hypothetischen Theorie vom menschlichen Verhalten passt.“
So können auch heute mit gleichbleibendem und sogar noch steigendem Interesse – ganz in Abstimmung mit den unterschiedlichen Therapieschulen und der Einzigartigkeit von behandelnden Therapeut:innen und Klient:innen – die Ideen der Erickson´schen Hypnotherapie im Sinne der Ziele der Menschen angewandt werden.
Erickson´s Ideen – Copyright?
Die Erickson´sche Hypnotherapie stellt bis heute die Grundlagen einiger anderer Therapie- und Behandlungskonzepte dar. Wir finden seine Ideen z.B. in der systemischen Psychotherapie, in der Verhaltenstherapie unter dem Namen Schematherapie und auch in traumatherapeutischen Ansätzen.
Wie oben erwähnt, erleben wir heute v.a. im Bereich der systemischen Psychotherapie die Verknüpfung mit der Erickson´schen Hypnotherapie als gelungene gegenseitige Befruchtung. Die Weiterentwicklungen in den Bereichen der Systemtheorie oder auch Kybernetik zeigen auf, dass die Ideen Ericksons, erweitert durch den systemischen Blickwinkel, noch sinnbringender und zieldienlicher wirksam werden können. Wir verdanken Gunther Schmidt diese Integration, die er bis heute stetig und sehr konsequent weiterentwickelt.
Gunther Schmidt als kreativer und kritischer Schüler Ericksons
In Anlehnung an Gunther Schmidt unterscheidet sich der von mir und uns hier am Hypno-Synstitut – Wien vertretenden Ansatz von der Grundhaltung Ericksons in einem wichtigen Bereich. Wie schon oben beschrieben, definiert Erickson das Unbewusste als unendliche Wissensquelle gefüllt mit Erfahrungen und Kompetenzen. Den bewussten Verstand, das rationale Denken, die sogenannte Vernunft jedoch sieht er als Hindernisse, um Zugang zu all diesem Wissen zu bekommen. Dies spiegelt sich in einigen seiner Interventionen wider wie z.B. der Konfusionstechnik, in manchen Bereichen seiner indirekten Kommunikation, der tiefen Trancearbeit, … So sinnvoll dies zu Ericksons Zeit auch gewesen sein mag, aus unserer, am Hypno-Synstitut – Wien vertretenen Sichtweise, achtet dies jedoch den Menschen nicht in seiner Vielfältigkeit und bewertet rationale Prozesse niedriger und weniger sinnvoll als unbewusste und unwillkürliche Prozesse. Aus einer systemischen, allparteilichen Perspektive werden dadurch wichtige Anteile des Menschen ausgegrenzt und nicht wertschätzend integriert.
Die hypnosystemische Haltung
Dies bedeutet nicht, dass einige Interventionen Ericksons den Menschen nicht angeboten werden können oder dürfen – ganz im Gegenteil bedeutet es lediglich, dass die dahinterstehende therapeutische Haltung sicherstellen muss, den Menschen transparent darüber aufzuklären, welcher Schritt wann, wie und wofür in einer therapeutischen Arbeit gerade gesetzt wird und ein „Nein“ nicht als sogenannter Widerstand interpretiert wird, sondern als Kompetenz des Menschen auf seine, vielleicht noch nicht klar verstehbaren aber deutlichen spürbaren Anliegen, aufmerksam zu machen. In diesem Denken gibt es keine „richtige“ Intervention, Methode, Hypothese, Denkweise, Glaubenshaltung. Die Richtigkeit und Stimmigkeit all dieser Phänomene ist immer nur im Austausch mit den Klient:innen und ihrem Erleben ganz individuell möglich. In konsequenter Anwendung dieser Prämissen entwickelt sich eine Haltung der Wertschätzung aller individuellen inneren Anteile sowohl den Patient:innen und Klient:innen aber auch sich selbst als Therapeut:innen gegenüber, unabhängig davon, ob diese sich aus dem bewussten Denken oder dem unbewusster Erleben heraus zeigen.